Tiere und Genossenschaften

Beziehungsstatus: kompliziert!

Seit Jahrtausenden leben Menschen und Tiere zusammen. In Wohnüberbauungen ist dies aber oft problematisch, viele ­Genossenschaften haben denn auch restriktive Regeln. ­Wohnenextra zeigt Beispiele, wo das Miteinander gut klappt und auch Wildtiere im Siedlungsraum ihren Platz finden.

Text: Liza Papazoglou | Fotos: Renate Wernli | April 2022

Lola ist entspannt. Ganz selbstverständlich lässt sich das weisse Huhn von Noah hochheben, der es mit sicherem Griff unter den gefalteten Flügeln fasst und auf den Arm nimmt. Derweil picken Zora, Flocke, Ida und Bili Körner, gackern leise, lassen sich von Selina und Lynn streicheln, scharren in der Wiese. Die kleine Hühnerfamilie mit fünf Hennen der pflegeleichten Pro-Specie-
Rara-Rasse «Schweizerhuhn» lebt seit einem Jahr mitten in Zürich auf dem Areal der Baugenossenschaft Schönheim. Alle zwei Wochen wird der mobile Hühnerstall mit seinen Bewohnerinnen samt Sandbad, Futterhäuschen und Elektrozaun innerhalb der Siedlungen Eyhof und In der Ey an einen anderen Standort gezügelt.
«So nimmt die Wiese keinen Schaden, die Tiere sind besser vor Parasiten geschützt, und die Anwohnenden sind nie längere Zeit dem Gackern ausgesetzt», erzählt Michelle Seger. Die Bewohnerin ist Mitglied der Siedlungskommission (Siko) und gehört zu der Gruppe Interessierter, die dieses Pilotprojekt auf die Beine gestellt hat. Der Vorstand willigte ein, unter der Bedingung, dass die Siedlungsversammlung zustimmt. Dafür brauchte es Einiges an Überzeugungsarbeit; manche Mitglieder befürchteten Lärm oder Gestank. Mit knappem Mehr gab es schliesslich grünes Licht. «Natürlich muss man die verschiedenen Meinungen ernst nehmen. Wir haben deshalb zum Beispiel auf die Haltung eines Hahns verzichtet, und der Stall wird nirgends platziert, wo er jemanden stören würde», sagt Seger.

Michelle Seger gehört zu den Initiantinnen des Hühner­projekts. Sie schätzt daran vor allem die Nähe zur Natur im städtischen Umfeld.

Gemeinschaftsprojekt mit Mehrwert
Die kritischen Stimmen sind mittlerweile grösstenteils verstummt. Vielmehr sei die Stimmung positiv, und das Konzept bewähre sich: Die Geruchsbelastung hält sich in Grenzen, etwas lauter sind die Hennen eigentlich nur beim Eierlegen um die Mittagszeit, und die Grasflächen erholen sich jeweils schnell. Die Hühner-Arbeitsgruppe hat sich aber auch mächtig ins Zeug gelegt, ein umsichtiges Konzept erstellt und sich viel Fachwissen angeeignet, damit die Hennen hier gesund und glücklich leben können. Das spüren offenbar auch die Siedlungsbewohner. Seger: «Die meisten finden es schön, dass hier mitten unter uns Hühner leben. Sie sind wirklich eine Bereicherung.» Auch für die Gemeinschaft: Etwa 20 Erwachsene sind in der Arbeitsgruppe aktiv. Sie übernehmen jeweils für eine Woche die Betreuung, danach ist die nächste Familie dran. So hält sich der Aufwand pro Partei im Rahmen. Einmal wöchentlich muss ausgemistet, einmal pro Monat aus hygienischen Gründen der Stall gründlich gereinigt werden.
Zusammen mit den Passivmitgliedern der als Verein organisierten Gruppe ist auch die Finanzierung tragbar; neben den Anfangsinvestitionen für Infrastruktur und Stall, den eine Bewohnerin selber gebaut hat, fallen pro Monat Kosten von etwa hundert Franken an. Eingebunden wird auch die Raphael­schule, die in der Siedlung eine Wohnung mietet, in der junge Menschen mit Beeinträchtigungen selbständiges Wohnen einüben. Zweimal wöchentlich übernimmt sie das Füttern. Viel Freude bereiten die Hühner zudem der Pflegewohngruppe im Parterre eines der Gebäude: Vor ihren Fenstern wird das Gehege regelmässig aufgestellt.

Sinnhaft und bereichernd
Für die Mutter von Lynn und Noah sind es die kleine Flucht aus dem städtischen Alltag und die Nähe zur Natur, die ihr an der Hühnerhaltung besonders gefallen. «Wenn man in den Stall geht, zum Rechten schaut und die Tiere füttert, hat das etwas sehr Konkretes, Sinnhaftes.» Auch die Kinder hätten gros­se Freude. «Und sie entwickeln einen ganz anderen Bezug zu Lebensmitteln, wenn sie die frisch gelegten, superfeinen Eier aus dem Legefach holen können.» Überhaupt hätten die Kinder viel gelernt, etwa bei der Aufzucht der Küken. Diese wurden zuhause bei einer Siedlungsbewohnerin grossgezogen und langsam an den Aussenbereich gewöhnt. An speziellen Schulungen konnten die Kinder sogar einen «Hühnerpass» erwerben.
Demnächst findet die Siedlungsversammlung statt, die darüber entscheiden wird, ob das Pilotprojekt fortgesetzt wird. Seger ist zuversichtlich. «Ich glaube, für die meisten ist das hier ein Mehrwert. So, wie wir uns organisiert haben, bekommt man für wenig Aufwand viel Freude. Und Hühner sind einfach lässig. Ich kann das wirklich nur weiterempfehlen!»

Die Baugenossenschaft für schönes Wohnen St. Gallen wertet ihren Aussenraum auf – unter anderem mit Blumenwiesen, Wildbienenhotel und Igelheinzen. Mindestens zwanzig Vogelarten fühlen sich hier wohl.

Die Krux mit der Tierhaltung
Projekte wie das der BGS-Mitglieder gibt es vereinzelt immer mal wieder; die Hühnerhaltung erfreut sich, ähnlich wie das Stadtimkern, zunehmender Beliebtheit. Setzen sich engagierte Bewohnergruppen ein und lassen es die Umstände und die Genossenschaft zu, leben Federvieh und Mensch in Siedlungen von Basel bis zum Bodensee gut zusammen. Auch Tiere wie Schafe oder Laufenten finden sich bisweilen in Gemeinschaftsprojekten. Die Hürden für die Haltung von Tieren sind bei Genossenschaften allgemein allerdings ziemlich hoch – erst recht, wenn es um Haustiere geht, die in der Wohnung leben.
Das bestätigt auch Mia Vorburger vom Rechtsdienst des Verbands Wohnbaugenossenschaften Schweiz: «Mit Ausnahme von Kleintieren wie Nagern oder Vögeln ist für Haustiere bei vielen Genossenschaften eine Bewilligung erforderlich. Etliche kennen strenge Regeln und verbieten generell grös­sere Haustiere wie Hunde und Katzen. Ausnahmen gibt es aber für Therapie- und Blindenhunde.» Solche Restriktionen bergen eini­gen Zündstoff, denn Haustiere sind äus­serst populär in der Schweiz: In 44 Prozent aller Haushalte waren sie 2020 gemäss Verband für Heimtierhaltung anzutreffen. Zählt man alle Heimtiere von Katzen über Vögel und Fische bis zu Reptilien zusammen, kommt man auf 7,6 Millionen – das entspricht fast einem Tier pro Einwohnerin oder Einwohner. Mit Abstand am beliebtesten sind Katzen, die in fast jedem dritten Haushalt leben, mit steigender Tendenz; auf dem zweiten Platz der Wunschliste rangieren Hunde mit 12 Prozent.

Pro und kontra
Haustiere sind für viele Menschen wichtige Begleiter und von hoher emotionaler Bedeutung (siehe Boxen). Kein Wunder also, geht es manchmal ganz schön heiss zu und her an Generalversammlungen (GV), wenn über das Thema diskutiert wird. Wobei laut Vorburger die Pro- und Kontralager in aller Regel etwa gleich gross sind: Wünschen sich manche nichts sehnlicher als vierbeinige oder geflügelte Mitbewohner, befürchten andere Lärm und Verunreinigungen, mangelndes Tierwohl, jagende Katzen oder aggressive Hunde. In Genossenschaften, bei denen die GV über die Regeln abstimmt, ist es angesichts der geteilten Meinungen daher oft der Zufall, der über Verbote entscheidet. Üblicherweise erlässt aber der Vorstand detaillierte Reglemente. Restriktiv fallen diese aus, weil man Konflikten vorbeugen, den Tierschutz gewährleisten und nicht zuletzt Kosten vermeiden möchte, denn, so Vorburger: «Manche Haustiere führen in der Wohnung zu einer stärkeren Abnutzung, etwa durch Krallen oder Verschmutzungen.»
Es sind vor allem ältere Genossenschaften mit vielen Siedlungen, die die Tierhaltung streng regulieren. Entspannter sehen das klei­nere und selbstverwaltete Genossenschaften wie die Gesewo aus Winterthur. Dort haben die Hausvereine der einzelnen Siedlungen viele Kompetenzen und regeln Aspekte des Betriebs sowie des Zusammenlebens weitgehend autonom. Marianne Hager-Huber, Leiterin Kommunikation, findet es denn auch sinnvoll, dass auf Siedlungsebene über das Halten von Tieren entschieden wird: «Je nach Architektur, Umgebung und Bewohnenden ist die Situation ja jeweils ganz verschieden. Da sollten die Betroffenen selber diesen Aushandlungsprozess führen», sagt sie. Das klappe auch sehr gut, jede Siedlung habe individuelle Lösungen gefunden. Die Genossenschaft behält einzig im Auge, dass die Haltung tierschutzkonform erfolgt.

Über ein umfassendes Ökologiekonzept und ein Artenschutzkonzept verfügt die ABZ. Wildtierfördernde Strukturen sind mittlerweile selbstverständlich (im Bild rechts: Mauerseglerkasten, unten: Aussenraumgestaltung).

Auch Wildtiere ein Thema
Das enge Zusammenleben von Mensch und Tier hat eine lange Geschichte. Seit mindestens 9500 Jahren sind Katzen, seit 15 000 Jahren Hunde domestiziert. Eine bedeutsame Rolle spielen seit Jahrtausenden auch Nutztiere, als Nahrungs- und Rohstoffquelle, Arbeits- und Fortbewegungsmittel. Verstärkt in den Fokus geraten in letzter Zeit aber vor allem Wildtiere. Moderne Häuser, Verdichtung, Verkehr, Bodenversiegelung, abnehmende Pflanzenvielfalt, Lichtimmissionen, Hürden und Fallen im Siedlungsraum – all das trägt dazu bei, dass Tieren wie Igeln,
Vögeln, Wildbienen oder Schmetterlingen im Wohnumfeld zunehmend geeigneter Lebensraum abhanden kommt. Das haben mittlerweile auch Baugenossenschaften erkannt, und immer mehr von ihnen geben aktiv Gegensteuer.
Bei der Genossenschaft Herzfeld Sennrüti etwa, einem «Eco-Village» (Ökodorf), gehört ein gesamtheitliches Nachhaltigkeits- und Naturverständnis zum Programm. Die Gemeinschaft hat 2009 im sanktgallischen Degersheim ein leerstehendes Kurhaus gekauft und baubiologisch umgebaut. Der frühere Kurpark mit Rasen und Rosenbüschen wurde über die Jahre umgestaltet und mit zahlreichen Obstbäumen, Sträuchern und Kräutern bepflanzt. Heute bieten der Permakulturgarten, ein Wäldchen und zwei Biotope Lebensräume für viele Tiere. «Die Biodiversität hat stark zugenommen. Bei uns leben diverse Vogelarten, Blindschleichen, Salamander, Frösche, Lurche, Kröten, Libellen, Igel und vieles mehr», sagt Präsident René Duveen. «Das ist wirklich ein Genuss!» Zu Beginn dezimierten die vielen Katzen zwar den Bestand empfindlich. Seitdem nur noch zwei Katzen in der gesamten Siedlung leben dürfen, kreucht und fleucht es aber mannigfaltig rund ums Haus. Sogar ein Dachs hat unter einem Totholzhaufen seine Höhle gebaut. Dass Kinder eine Beziehung zu Tieren entwickeln können, ist Duveen besonders wichtig. Sei es durch die laichenden Frösche und Vögel, die Kaninchen und Hühner oder den Siedlungshund: Gelegenheit dazu haben sie im Sennrüti reichlich.

Unerkannte Hürden und Fallen
Die Zahl der Genossenschaften, die mit passenden Strukturen am und ums Haus dafür sorgen, dass Vögel, Igel und Co. gute Lebensräume haben, nimmt in letzter Zeit zu. Mittlerweile sieht man vor mancher Siedlung Tot­holz-, Ast und Steinhaufen oder offene Sandflächen, die Kleinlebewesen Unterschlupf und Nistmöglichkeiten bieten. Oder Wildbienenhotels. Ein solches hat zum Beispiel die Baugenossenschaft für schönes Wohnen St. Gallen letztes Jahr aufgestellt. Um das passende Buffet anzurichten, wurde eine grosse Wildblumenwiese angesät, die von vielen einheimischen Stauden im Umfeld ergänzt wird. Fehlt die Nahrung, nützen auch Nistangebote nichts. «Schon nach kurzer Zeit haben wir Wildbienen, Schmetterlinge und Vögel gesichtet», zeigt sich Thomas Bichsel zufrieden, der als ehemaliges Vorstandsmitglied für die Planung verantwortlich zeichnet. Zudem wurden Heuhaufen für Igel aufgeschichtet, für Vögel hängen Nistkästen in den Bäumen; bis jetzt hat Bichsel um die 20 Arten gezählt, darunter Klaiber und Distelfink. Künftig will die Genossenschaft der Biodiversität bei allen Eingriffen im Aussenraum gezielt Rechnung tragen.
Eine wachsende Sensibilisierung für das Thema konstatiert auch Sandra Gloor. Die auf Stadtökologie und Wildtiere spezialisierte Biologin sieht aber auch bei Baugenossenschaften noch Luft nach oben: «Das Interesse ist da, oft fehlt allerdings das nötige Wissen.» Wer Wildtiere wirklich fördern möchte, braucht einen ganzheitlichen Ansatz. Vielen sei etwa nicht bewusst, wie viele Hürden und Fallen im Aussenraum vorhanden seien. Igel beispielsweise können Mäuerchen oder Stufen mit über 20 Zentimetern Höhe nicht überwinden. Auch Zäune können ein Hindernis bilden. Zu den typischen «Gebäudefallen» zählen ungeschützte, steilwandige Schächte und Teiche, aus denen hineingefallene Kleintiere ohne Ausstiegshilfe nicht mehr herauskommen, oder grosse Fensterscheiben, die Vögeln zum Verhängnis werden. Mit dem Einsatz von feinmaschigen Gittern, Ausstiegsbrettern und Spezialglas oder Alternativmaterialien sind solche Fallen leicht zu entschärfen.

Vorausschauend planen
Noch besser, als im Nachhinein auszubessern, wäre eine vorausschauende Planung. Wie das gehen könnte, zeigt das Konzept «Animal Aided Design» («tiergestützte Planung», AAD): Es richtet die gesamte Gebäude- und Umgebungsgestaltung auf bestimmte Zieltierarten aus, die im Freiraum vorkommen oder gefördert werden sollen. Dabei wird auch der Lebenszyklus berück­sichtigt, so dass Nahrung, Schutz, Fortpflanzung und Überwintern gesichert sind. Ein Beispiel: Bei modernen Gebäuden fehlen meist Strukturen wie Unterdach, Fassadenvorsprünge oder Estriche, wie sie gebäudebrütende Vögel und Fledermäuse benötigen. Will man solche Tiere fördern, braucht es andere Konstruktionsweisen oder Ersatzangebote, etwa (begrünte) Fassaden mit integrierten Schutz- und Nistangeboten und ergänzend Nahrungsquellen auf Dächern oder in Grünräumen. Bei der Umnutzung des ehemaligen Flughafens Tegel im deutschen Berlin, wo 5000 Wohnungen geplant sind, soll AAD nun erstmals im grossen Stil umgesetzt werden.
Ganz so weit ist man in der Schweiz gemeinhin noch nicht. Nahe dran ist aber zum Beispiel die Allgemeine Baugenossenschaft Zürich (ABZ): Sie verfügt seit einigen Jahren über ein Ökologiekonzept, das auch der Biodiversität viel Gewicht einräumt. Zusammen mit Pro Natura hat sie auch ein Artenschutzkonzept entwickelt. In diesem werden Leitarten definiert, die förderungswürdig sind und mit geeigneten Massnahmen unterstützt werden. «Immer, wenn wir in der Umgebung oder auf Flachdächern etwas machen, berücksichtigen wir diesen Aspekt und schaffen so einen Mehrwert», sagt Stefanie Gubler, die eigens als Fachfrau Ökologie bei der ABZ angestellt wurde. Von Nistkästen für Fledermäuse und Vögel über Totholzhaufen bis zu Amphibienburgen und einem breiten einheimischen Nahrungs­angebot finden sich bei den ABZ-Siedlungen mittlerweile viele tierfördernde Strukturen.
Was Gubler besonders freut: «Die Mieterinnen und Mieter schätzen das, wir erhalten viel positives Echo. Wir beziehen sie auch aktiv mit ein, zum Beispiel beim gemeinsamen Anpflanzen. Letztlich profitieren alle – die Genossenschaft, die Bewohnenden und natürlich die Tiere.»

Bei der Genossenschaft der Baufreunde ist die Haustierhaltung pro Siedlung ­separat geregelt. Familie Imboden wohnt am Mötteliweg in Zürich Affoltern.

Milene (10) und Melvin (11) sind grosse Tierfreunde: Zu ihren Haustieren zählten schon Mäuse, Ratten, Meerschweinchen und Fische. So richtig lässig ist es jetzt aber mit Hund Elay und Katze Jack. Die Kinder erinnern sich noch gut, als ihre Mutter den jungen Kater in einer Schachtel mit nach Hause brachte. Damals war Elay bereits seit gut einem Jahr heiss geliebtes Familienmitglied. «Von Anfang an lebten die beiden in Frieden», erzählt Milene. Das ist auch heute noch so. Mittlerweile unterhalten Hund und Katze mit ihren Jagdspielen die ganze Familie, wobei, so Melvin, «Jack viel schlauer und der Chef ist». Milene liebt beide Tiere gleichermassen und wünscht sich noch einen zweiten, grösseren Hund. Melvins Herz schlägt hingegen klar für Elay, denn: «Er kommt sofort angerannt, wenn ich ihn rufe. Und er beruhigt mich auch.»

Maja Killer wohnt mit zwei Katzen in der Siedlung Wallrütistrasse der Genossenschaft für Alters- und Invalidenwohnungen in Winterthur (Gaiwo).

Maja Killer (67) hat praktisch ihr ganzes Leben mit Katzen geteilt. Sie liebt ihre Eigenwilligkeit und Sanftheit: «Ich finde Katzen einfach schön und interessant, ein bisschen geheimnisvoll.» Kater Bärli ist ein Rassetier und lebt erst seit letztem Sommer bei Maja Killer und ihrer Katzendame Youme, die partout nicht mit aufs Bild wollte. Am Anfang dachte sie: «Ui, das kommt nicht gut mit den beiden.» Es brauchte Zeit, bis sie sich aneinander gewöhnten, heute scheinen aber beide froh zu sein über die Katzengesellschaft. Denn Bärli und Youme sind Hauskatzen und haben nicht so viel Abwechslung wie Freigängerinnen. Oft beobachtet Maja Killer die beiden. «Ihre Verhaltensweisen erinnern mich manchmal an Kinder», sagt sie. «Youme und Bärli sind ruhige Charaktere – aber zwischendurch fliegen schon mal die Fetzen!» Sie schätzt zudem, dass jemand da ist und sie begrüsst, wenn sie nach Hause kommt.

Hühner in denkmalgeschützter Umgebung: Familie Ott-Hodel wohnt in der Werkbundsiedlung Neubühl in Zürich.

Adriana (13) und Selina (16) wurden wohl von Mutter Silvia Ott-Hodel (47) mit dem Hühnervirus infiziert. Sie selbst ist mit Hühnern gross geworden. Bis die ersten Hennen ihr ­Refugium im Gartenabschnitt vor der Wohnung der Familie beziehen konnten, musste ­diese vor ein paar Jahren aber erst die GV von ihrem grossen Wunsch überzeugen. Cappuccino, Ying, Yang und Marinka sind zwar keine Kuscheltiere wie Katzen. «Aber sie schlafen schon mal sanft ein, wenn man sie im Arm hält und streichelt», erzählt Adriana. Besonders herzig findet Selina, wenn die Gruppe abends im Hühnerhaus ganz zart «ein Guetnachtliedli gackert». Allerdings gilt die berühmte Hackordnung auch unter glücklichen Hühnern. Über die frischen Eier, die in selbstgestalteten Eierschachteln überreicht werden, dürfen sich oft auch Freunde und Nachbarinnen freuen.